Ein Fall von Gesetzmäßigkeit; Victor Bonato: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Maße'''
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Schiene ca. 14m lang x 80 x 12cm, Kugeldurchmesser ca. 190cm
Schiene ca. 14m lang x 80 x 12cm, Kugeldurchmesser ca. 140cm


'''Kurzbeschreibung'''
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Stahlschiene, die scheinbar durch das Gewicht einer großen auf ihrer Mitte lagernden Eisenkugel gebogen und in die Form einer gepflasterten kreisrunden Senke im Boden eingepasst wird.
Segment eines großen, aufrecht stehenden, imaginären Kreises. Gebogene Stahlschiene mit V-förmiger Nut, auf deren tiefstem Punkt eine große Eisenkugel ruht. Die Stahlschiene ist in eine kreisrunde, gepflasterte  Senke im Boden eingepasst.


== Zeitangabe ==
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== Inhaltliche Beschreibung ==
== Inhaltliche Beschreibung ==
„Auf dem kreisrund gepflasterten Platz vor dem Mindener Gerichtszentrum hat der Künstler ein Bogenstück aus flachgewalztem Cor-Ten Stahl von 14,00m Länge plaziert. Dieser Metallbogen ist das Segment eines großen, imaginären Kreises mit einem Radius von 44,00m, der nicht nur das Gerichtsgebäude, sondern auch die gegenüberliegende Kirche durchdringt und damit virtuellen Außenraum und gebaute Architektur, alltägliche Lebenswirklichkeit und die Sphäre der Justiz wie die des Klerus, miteinander verbindet. Genau in dieser Formkonstellation wird – wenn auch versteckt oder verschlüsselt – die kritische Dimension dieser Arbeit evident, enthält sie doch eine Anspielung auf die mitunter unheilige Allianz von Kirche und Staat. Das Bogenelement besitzt in der Mitte eine V-förmige, in Längsrichtung verlaufende Nut, die zur Führung einer gleichfalls aus Cor-ten-Stahl gefertigten Kugel von 1,40m Durchmesser zu dienen scheint. Tatsächlich läßt sich die Kugel allerdings nicht, wie es der Formlogik entspräche, auf der gebogenen Schiene rollen, sondern sie wurde am tiefsten Punkt des Bogens fest verschweißt – also dort, wo sie dem Gesetz der Schwerkraft gehorchend nach einiger Zeit zum Stillstand kommen würde. Die Analogie ist offensichtlich: So wie physikalische Abläufe nicht zufällig sind, sondern Naturgesetzen folgen, so soll in einem Gerichtsgebäude die Rechtsprechung unter strikter Respektierung der bestehenden Gesetze erfolgen. Ist dieser „Fall von Gesetzmäßigkeit“ eingetreten, so sei ein Höchstmaß an Gerechtigkeit erreicht – in dieser Skulptur symbolisiert durch die Makellosigkeit der Kugelform. (Allerdings, und das verweist auf die bereits angesprochene latent  kritische Dimension dieser Arbeit, ist das Wort „Fall“ zweideutig; so kann neutral im Sinne von „Angelegenheit“ oder „Tatbestand“ gelesen, im Sinne von „Sturz“ oder „Fehltritt“ aber auch negativ konnotiert werden.)“
zit aus: Rainer K. Wick: „Reduktion als Prinzip – zu Victor Bonatos Projekten für den öffentlichen Raum“ in Rainer K. Wick: Bonato, Kunst im öffentlichen Raum 1987 - 1996, Locher Verlag Köln 1996





Version vom 19. März 2007, 11:35 Uhr

Fotodokumentation

Ort

Minden, Vorplatz des Justizzentrums (Verwaltungs-, Amts- und Arbeitsgericht), Königswall 8, Ecke Hahlerstraße, 32423 Minden

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Künstlerin, Künstler

Victor Bonato

Technische Angaben

Werktechnik, Material

Skulptur: Cortenstahl geschweißt; Kleinpflaster

Maße

Schiene ca. 14m lang x 80 x 12cm, Kugeldurchmesser ca. 140cm

Kurzbeschreibung

Segment eines großen, aufrecht stehenden, imaginären Kreises. Gebogene Stahlschiene mit V-förmiger Nut, auf deren tiefstem Punkt eine große Eisenkugel ruht. Die Stahlschiene ist in eine kreisrunde, gepflasterte Senke im Boden eingepasst.

Zeitangabe

1986

Inhaltliche Beschreibung

„Auf dem kreisrund gepflasterten Platz vor dem Mindener Gerichtszentrum hat der Künstler ein Bogenstück aus flachgewalztem Cor-Ten Stahl von 14,00m Länge plaziert. Dieser Metallbogen ist das Segment eines großen, imaginären Kreises mit einem Radius von 44,00m, der nicht nur das Gerichtsgebäude, sondern auch die gegenüberliegende Kirche durchdringt und damit virtuellen Außenraum und gebaute Architektur, alltägliche Lebenswirklichkeit und die Sphäre der Justiz wie die des Klerus, miteinander verbindet. Genau in dieser Formkonstellation wird – wenn auch versteckt oder verschlüsselt – die kritische Dimension dieser Arbeit evident, enthält sie doch eine Anspielung auf die mitunter unheilige Allianz von Kirche und Staat. Das Bogenelement besitzt in der Mitte eine V-förmige, in Längsrichtung verlaufende Nut, die zur Führung einer gleichfalls aus Cor-ten-Stahl gefertigten Kugel von 1,40m Durchmesser zu dienen scheint. Tatsächlich läßt sich die Kugel allerdings nicht, wie es der Formlogik entspräche, auf der gebogenen Schiene rollen, sondern sie wurde am tiefsten Punkt des Bogens fest verschweißt – also dort, wo sie dem Gesetz der Schwerkraft gehorchend nach einiger Zeit zum Stillstand kommen würde. Die Analogie ist offensichtlich: So wie physikalische Abläufe nicht zufällig sind, sondern Naturgesetzen folgen, so soll in einem Gerichtsgebäude die Rechtsprechung unter strikter Respektierung der bestehenden Gesetze erfolgen. Ist dieser „Fall von Gesetzmäßigkeit“ eingetreten, so sei ein Höchstmaß an Gerechtigkeit erreicht – in dieser Skulptur symbolisiert durch die Makellosigkeit der Kugelform. (Allerdings, und das verweist auf die bereits angesprochene latent kritische Dimension dieser Arbeit, ist das Wort „Fall“ zweideutig; so kann neutral im Sinne von „Angelegenheit“ oder „Tatbestand“ gelesen, im Sinne von „Sturz“ oder „Fehltritt“ aber auch negativ konnotiert werden.)“

zit aus: Rainer K. Wick: „Reduktion als Prinzip – zu Victor Bonatos Projekten für den öffentlichen Raum“ in Rainer K. Wick: Bonato, Kunst im öffentlichen Raum 1987 - 1996, Locher Verlag Köln 1996


Organisatorischer Rahmen, Eigentümer

künstlerischer Wettbewerb durch das Staatshochbauamt Bielefeld 1986, Auftraggeber: Staatshochbauamt Bielefeld

Kooperationen

Diskussion

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