Die Vertikalen; Christian Hasucha

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Fotodokumentation

Ort

Viersen, Städtische Galerie im Park, Rathauspark (Einfahrt gegenüber Lindenstraße 27), 41747 Viersen

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Minden, Weser-Kolleg, Martinikirchhof 6A, 32423 Minden

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Künstlerin, Künstler

Christian Hasucha

Technische Angaben

Werktechnik, Material

Intervention, Zinkblech-Fallrohre

Maße

Durchmesser 100 mm, Länge: jeweils 15 m

Kurzbeschreibung

Die Vertikalen

Helmut schickte mir ein Foto vom Ausstellungsgebäude in Viersen. Sofort fiel mir das Fallrohr auf. Wie schön gerade es über die Profile hinweg lief. Ich beschloss, zwei weitere Rohre zu montieren. In Minden waren es dann schon fünf. (Christian Hasucha)

Zeitangabe

Viersen: 11. 04. – 24. 05. 2010

Minden: 12. 08. – 24. 10. 2010

Inhaltliche Beschreibung

Blickwechsel – Minden / Christian Hasucha „Die Vertikalen“

Zwei mächtige Militärbauten der preußischen Festungszeit flankieren den zentralen Platz in der oberen Altstadt Mindens gegenüber dem nördlichen Seitenschiff der ehemaligen Ratskirche St. Martini. Das Proviantmagazin von 1836, das in der Tradition der Schinkelschule erbaut wurde, beherbergt heute das Weserkolleg, ein Abendgymnasium. Das Gebäude liegt direkt an einer viel genutzten, großen Treppe, die die Verbindung zwischen Ober- und Unterstadt herstellt. Hier findet dreimal wöchentlich ein Markt statt. Das Gebäude ist so vertrauter Hintergrund für das tägliche Leben vieler Mindenerinnen und Mindener, darüber hinaus gern von Touristen fotografiertes Motiv. Der monumentale Eindruck ergibt sich aus der strengen Gliederung der Fassaden, die mit Quadern des stark gebänderten Portasandsteins verkleidet sind. Kräftige Gurtgesimse und ein markantes Kranzgesims im Dachbereich setzen horizontale Akzente. Vertikal gliedern die Doppelachsen der Fenster und - eine Reihe von Fallrohren: zwei an der West- und fünf an der Südfassade. Was durch die Beschreibung sofort präsent, weil benannt ist, gelangt einem vorübergehenden Passanten erst beim zweiten Hinsehen ins Bewusstsein und wirft Fragen auf. Was bedeutet diese Vielzahl von Fallrohren an der Fassade? Zum Teil sind sie ungewöhnlich montiert: zwei Rohre dicht nebeneinander oder eines über einer Fensterachse. Haben sie eine andere Funktion als die Ableitung von Regenwasser? Werden hier irgendwelche Arbeiten durchgeführt?

Was wie die Instrumente rätselhafter Funktionen aussieht, ist eine Arbeit Christian Hasuchas, der hier mit einfachen Mitteln eine Intervention in den urbanen Kontext an einer stark frequentierten Platzsituation vornimmt.

Er hat die Idee der Vervielfältigung von Fallrohren bereits an anderer Stelle realisiert. An dem klassizistischen Villenbau der „Städtischen Galerie im Park“ in Viersen setzte er im April diesen Jahres den vorhanden zwei weitere Rohre an die Seite. Für Minden entwickelte er dann das Konzept zur einer Serie weiter. An allen folgenden Orten soll die Zahl der ergänzten Rohre steigen bis hin zu der – zumindest denkbaren - Situation, dass eine Architektur mit einem Vorhang aus Fallrohren versehen wird. Über die massigen Architekturelemente des Mindener Militärgebäudes legen die „Vertikalen“ eine filigrane Struktur, die fast schon an einen Strichcode erinnert. Mit der Fortführung der Idee erhält diese Arbeit eine weitere Bedeutungsebene, die auf andere Rezipienten abzielt. Die eigentliche Intervention erreicht und richtet sich an zufällige Betrachter, die die „Vertikalen“ zum Beispiel entdecken und nicht aufsuchen. Die Serie erschließt sich auf der Ebene der Dokumentation, die dann unabhängig von Zeit und Raum existiert. …

… Bereits vom Moment der Planung an entwickeln Hasuchas Ideen Eigendynamiken, die viele in der Planungs- und Umsetzungsphase einbezieht. Es gibt Produzierende, Genehmigende, Begleitende und zufällig Zuschauende im Prozess: Das sind andere Rollen als in der Beziehung zwischen Kunstwerk und Betrachter in einem Museum oder einer Galerie. Schon die Idee selbst evoziert Reaktionen: Unverständnis, Interesse, Ratlosigkeit, Begeisterung, Irritation, Belustigung. Reaktionen auf die Eingriffe sind natürlich von Hasucha erwartet und gewünscht. Egal in welcher Form, sie werden Teil der jeweiligen Arbeit. Das ideale Gegenüber für eine solche Intervention ist der regelmäßige Passant, der ihren prozessualen Charakter in Gänze wahrnehmen kann von ihren „ersten Anzeichen, dem Verlauf, den Reaktionen als Betroffener, die allmähliche Adaption ins Alltägliche und auch die neuerliche Veränderung beim Verschwinden. Die „Vertikalen“ verändern befristet – über ein halbes Jahr - den Anblick der Fassaden des Weserkollegs. Erfahrungsgemäß wird die Entfernung der zusätzlichen Fallrohre dann auch wieder eine Irritation hervorrufen.

Aus: Ulrike Faber-Hermann, „Christian Hasucha, Projekt: DIE VERTIKALEN“ in: BLICKWECHSEL, Seite 130/131, Kerberverlag 2010

Organisatorischer Rahmen, Eigentümer

Die Vertikalen wurden bisher realisiert an der Galerie im Park Viersen (während der Duo-Ausstellung „Über die Dörfer“ mit Helmut Dick) und am Weser-Kolleg in Minden im Rahmen von „Blickwechsel“, einem Projekt des Kultursekretariates NRW Gütersloh 2010.

Kooperationen

Unterstützt wurde das Projekt u.a. von Bernd Apke, Tanja Muschwitz, Petra Brinkmann, Ulrike Faber-Hermann, DWB Dach- und Wandbaustoffe GmbH Minden.

Diskussion

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